Modern und erfolgreich durch Familie und Tradition

 

 

Karl Girrbach ist Aufsichtsratsvorsitzender der Girrbach Dental-Systeme GmbH, Pforzheim. Er wurde für seine unternehmerische Leistung mit dem Unternehmerpreis des Bundesverbandes ausgebildeter Trainer und Berater (BaTB) ausgezeichnet

 

Spitzenkompetenz: Herr Girrbach, wenn ein Unternehmer heute erfolgreich sein möchte, welche persönlichen Eigenschaften braucht er dafür?


Girrbach: Ein Unternehmer darf vor allem kein Unterlasser sein. Er braucht Mut. Ich meine damit nicht den blinden Mut des Reiters vom Bodensee, sondern die Fähigkeit, Dinge mit innerer Überzeugung anzupacken, in dem Bewusstsein, dass es das Richtige ist, was er tut. Der Unternehmer braucht die Zuversicht und das Vertrauen in die Zukunft, nicht die Hasenherzigkeit, die von den modernen Medien durch dauernde Jammerei unterstützt wird.

 

Spitzenkompetenz: Die Vorbildfunktion des Chefs im Unternehmen ist viel diskutiert. Welche Bedeutung hat dieser Punkt in Ihrem Haus?

 

Girrbach: Der Chef darf nicht Wasser predigen und Wein saufen – das ist katastrophal. Wer Pünktlichkeit verlangt, muss selbst pünktlich sein. Dann braucht er auch keine künstlich aufgebauten Hierarchien. Auch die Sprache darf nicht verkommen, dann entsteht Respekt fast von allein. Menschlichkeit muss sein – „Kumpelei“ mit den Mitarbeitern darf nicht sein, so entsteht dieses Bild des „väterlichen“ Chefs. Ich bin ja auch mit dem „Köfferle“ durchs Land gezogen und habe verkauft, wobei ich wohl weiß, dass das heutzutage nicht immer so einfach ist. Oft werden Geschäftsführer von extern eingesetzt, die nicht immer die fachlichen Kenntnisse von der Pike auf gelernt haben. Aber die müssen sich dann durch ihre Arbeitsleistungen als Vorbild zeigen: Pünktlichkeit, Ordnung, Fleiß gehören an die ersten Stellen.

 

Spitzenkompetenz: In wirtschaftlich schweren Zeiten brauchen Unternehmen auch Impulse von staatlicher Seite. Was ist hier aus Ihrer Sicht sinnvoll?

 

Girrbach: Ich halte nicht viel von diesen Förderungen. Ausnahme ist Starthilfekapital, um Neueinsteigern auf die Beine zu helfen. Wir haben Kunden, die warten auf Fremdmittel bis sie die dringend nötige Investition tätigen. Besser wäre es, über Aufträge und mögliche Geschäftserweiterungen nachzudenken, um die Investition zu finanzieren. Wenn ich solche Möglichkeiten nicht sehen kann, lasse ich die Finger von Investitionen. Unternehmer und Geschäftsführer müssen Möglichkeiten erkennen und wahrnehmen. Wer Investitionen gefördert bekommt hat nicht zwangsweise mehr Geschäft. Wer nur auf Förderung spekuliert, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sein Geschäft nicht im Griff zu haben. Wer dagegen ein ordentliches Produkt professionell vermarktet und dazu steht, dem wird das Glück des Tüchtigen zuteil.

 

Spitzenkompetenz: In der Wirtschaftsgeschichte gab es immer auch schwere Zeiten. Oft nimmt auch das Stimmungsbild großen Einfluss. Gibt es eine motivierende Botschaft von Ihnen für unsere Leser?

 

Girrbach: Bei uns gab es – wie bei praktisch allen Firmen in unserer Branche – in den achtziger Jahren einen größeren Einbruch. Da musste ich mich vor die Mitarbeiter stellen und ihnen die Wahrheit sagen – und zwar so, dass sie sie verstanden. So was ist sehr schwer. Das Thema lautet immer, ehrlich und verständlich die Tatsachen auf den Tisch zu legen. In solchen Zeiten benötigen wir Berater zuletzt, denn die sind keine Unternehmer. Das Wichtigste ist aber der „persönliche Kredit“, den der Chef von seinen Mitarbeitern bekommt. Die müssen seine Perspektiven und seine Pläne für die Zukunft glauben. Um die Hoffnung auf bessere Zeiten zu vermitteln, braucht er selbst diese Hoffnung und er braucht Glaubwürdigkeit. Hat er diesen Kredit verspielt, kann er auch nicht mehr motivieren.

 

Spitzenkompetenz: Ihr Unternehmen ist ein Familienunternehmen mit Tradition. Sind das nicht zwei Kriterien, die für ein Unternehmen in der heutigen Zeit eher hinderlich sind?

 

Girrbach: Es bringt weder Vor- noch Nachteile mit sich. Als Marketingmittel taugt es eher nicht – der Metzgermeister kann damit werben – in der Industrie ist Professionalität gefordert. Eine andere Sache ist die Verantwortung des Familienunternehmers gegenüber seiner Nachfolgegeneration. Ich wusste gar nicht, was ich meiner Tochter damit aufgebürdet habe. Manchmal frage ich mich, ob ich da recht gehandelt habe.

 

Spitzenkompetenz: Welchen Stellenwert hatten und haben Ihre Mitarbeiter bei der Unternehmensentwicklung?

 

Girrbach: Die Frage ist nicht ganz sinnvoll: ohne Mitarbeiter gibt es ja gar kein Unternehmen. Mein erster Kunde ist der Mitarbeiter, denn wenn der nicht das Unternehmen mit derselben Begeisterung unterstützt und voranbringt, dann kann ich als Chef einpacken.

 

Spitzenkompetenz: Das Image der Servicequalität im Einzelhandel ist sehr unterschiedlich. Welchen Wert legen Sie bei der Führung Ihres Unternehmens auf diesen Punkt und wie wirkt sich das im täglichen Geschäft aus?

 

Girrbach: Da müssen auch wir noch einiges tun. Wir bekommen die Rückmeldungen von unseren Kunden durch die Resultate und durch die Berichte der Außendienstler – so ganz schlecht können wir da also nicht sein – aber wir werden das noch strukturierter umsetzen. Zum Glück haben wir ein Motto, das von allen geglaubt und gelebt wird: „Dem Kunden muss geholfen werden.“ Dabei ist es zunächst egal, ob ein Fehler bei uns oder beim Kunden gemacht wurde. Organisatorisch haben wir diesen Aspekt im Griff.

 

Sitzenkompetenz: Was wünschen Sie sich von Mitarbeitern, die für Ihr Unternehmen attraktiv sind?

 

Girrbach: Ich wünsche die klassischen Tugenden: Pünktlichkeit, Fleiß, Zuverlässigkeit. Fachkenntnisse erwarte ich.

 

Spitzenkompetenz: Und wenn Sie vor die Wahl zwischen dem fachlich hervorragenden und dem „tugendhaften“ Mitarbeiter gestellt würden?

 

Girrbach: Gott sei Dank werde ich das nicht, aber wenn, dann würde ich die klassischen Tugenden vorziehen. Was nützt mir ein Verkäufer, der menschlich ein Schwein ist? Auch solche Fälle gab es schon. Ich sehe es als meine Aufgabe, im Unternehmen die „guten Geister“ zu fördern und die „bösen Geister“ zu vertreiben.

 

Spitzenkompetenz: Herr Girrbach, wir bedanken uns für dieses Gespräch.