Die drei häufigsten

Missverständnisse in

einer Beziehung

 

Sigrid Sonnenholzer BaTB



Das hättest du dir doch denken können

Der Mann kauft in ganz positiver Absicht Karten für ein Musical, um seine Frau damit zu überraschen. Die Überraschung ist tatsächlich groß, aber nicht so wie er es sich vorgestellt hat, sondern die Frau ist enttäuscht, weil er sich nicht zusätzlich um den Babysitter bemüht hat.

Sie sagt: Das hättest du dir doch denken können und deine Mutter gleich fragen können. Jetzt muss ich mich wieder um alles kümmern. Die Frau empfindet nun die Organisation des Abends als Belastung und lässt es den Mann auch spüren. Sie ist der Meinung, wenn schon Karten, dann auch Babysitter, sonst habe sie ja nichts davon. Der Mann ist natürlich ebenfalls enttäuscht und hat das Gefühl, er könne ohnehin nichts recht machen. Und die Spirale beginnt sich zu drehen. Ein Wort gibt das andere, eigentlich hat keiner mehr Lust in das Musical zu gehen, aber die Karten sind ja da, also geht man missmutig aus dem Haus, aber keiner kann den Abend wirklich genießen.

 

Wo ist die Lösung?

Es hätte vermutlich gereicht, wenn die Frau ihrem Mann gezeigt hätte, wie sehr sie sich über die Einladung freut. Wenn sie ihm nun auch noch gesagt hätte, dass sie es als wirkliche Entlastung empfindet, wenn er auch noch seine Mutter aktiviert, um auf die Kinder aufzupassen, hätte er das sicherlich gerne getan.

 

So gut musst du mich doch kennen

In Partnerschaften trauen wir einander durchaus hellseherische Fähigkeiten zu. Die Frau organisiert eine Party zum runden Geburtstag ihres Mannes, da sie davon ausgeht, dass dieser besondere Tag gefeiert werden muss. Sie hat Freunde und Kollegen eingeladen, Verwandtschaft und Nachbarschaft. Der Mann ist entsetzt, er hatte sich vorgestellt, mit der Familie wegzufahren und in aller Ruhe diesen Tag zu verbringen. So gut musst du mich doch kennen, sagt er. Die Harmonie ist dahin. Alle wieder ausladen - schier unmöglich. Der Geburtstag wird gefeiert, letztendlich ist es doch ganz lustig, aber die Frau denkt sich, nie wieder werde ich etwas Ähnliches organisieren.

 

Wo ist die Lösung?

Natürlich werden Sie sagen, so etwas muss doch besprochen werden. Ja klar, aber wenn Paare sehr lange zusammen sind, dann glauben Sie zu wissen, was der andere mag oder nicht. Und die Frau hatte sich gedacht, wir haben all die Jahre vorher gefeiert, wie sollte ich darauf kommen, dass er ausgerechnet seinen runden Geburtstag nur mit uns verbringen möchte. Hier ist Kommunikation ganz wichtig, gehen Sie nicht davon aus, den anderen so gut zu kennen, dass Sie über seinen Kopf hinweg bestimmen oder entscheiden.


Das habe ich dir schon hundertmal gesagt

Ein Paar kommt zu uns in die Beratung, weil die Frau die Trennung möchte. Auf die Frage nach den Gründen, erklärt sie: „Mein Mann ist mir gegenüber total gleichgültig. Ich glaube, er liebt mich gar nicht mehr, er schaut sich eine Sportsendung nach der anderen an, mit mir macht er gar nichts mehr. Ich habe es ihm schon hundertmal gesagt, aber es ändert sich einfach nichts“. In so einer Situation versucht meist einer der beiden mit Vorwürfen etwas zu bewirken. Etwa so: Den ganzen Abend verbringst du vor dem Fernseher, du redest nicht mit mir, wir unternehmen gar nichts mehr gemeinsam. Der so kritisierte geht nun auf Tauchstation und denkt sich, wenn sie sowieso nur meckert, warum sollte ich dann den Abend mit ihr verbringen? Ein Paar dreht sich oft jahrelang im Kreis, bis einer die Trennung ankündigt . Die Reue ist  groß und manchmal merkt man erst durch die angedrohte Konsequenz, wie wichtig dem anderen seine Anliegen sind.

 

Wo ist die Lösung?

Lernen Sie grundsätzlich, in einer Beziehung nicht vorwurfsvoll zu kommunizieren. Vorwürfe richten sich  immer in die Vergangenheit. Nie machst du…… ,immer bist du…….und  jeder weiß, wie es sich anfühlt, gemaßregelt zu werden. Und jeder weiß auch, dass die scheinbar einzigen Gegenmittel Rechtfertigung und Verteidigung sind. Und das wiederum vermittelt dem anderen den Eindruck, nicht gehört zu werden. Formulieren Sie Ihre Worte in die Zukunft gerichtet und definieren Sie auf keinen Fall, was sie NICHT wollen, sondern was Sie STATTDESSEN wollen.

Ich liebe dich so sehr, dass ich gerne den Abend mit dir verbringen möchte —  hört sich doch ganz anders an als: Nie hast du Zeit für mich. Und wenn Sie Ihren Wunsch so verpacken, dann wird er sicherlich gerne erfüllt.