Erfolgskonzept

Mehr Sozialkompetenz für unsere Kinder

Ein Konzept, wie Kinder und Jugendliche durch indianisches Reiten

Sozialkompetenz entwickeln.


Manuela Dollinger BaTB

und Reiner Dirschl

 

Fehlt es unseren Kindern und Jugendlichen an sozialer Kompetenz? Es gibt keine eindeutige Antwort. Jugendliche können heute sicher besser als ihre Großeltern Kritik formulieren. Jugendliche sind heute Meister im Aushalten von Unsicherheit, im Ausbalancieren von Ansprüchen, Erwartungen, Wünschen und Bedürfnissen. Sie scheinen aber weniger kompetent zu sein, in Gruppen sich selber zu organisieren, sich auf lange Zeit in einer Sache zu engagieren, bei einer Sache zu bleiben. Dass soziale Kompetenz sinkt, mag u.a. folgende Gründe haben (laut Prof. Dr. Josef Freise, Katholische Fachhochschule NRW):

 * Die Familie als Sozialraum verliert an Bedeutung.

 * Geringere Geschwisterzahlen.

 * Jugendliche sind seltener als früher in Gruppen und Vereinen organisiert.

* Zwar nimmt die Beziehungsdichte mit Handys, e-mails und SMS quantitativ zu, aber feste, verbindliche Beziehungen nehmen ab.

Der fehlende Nachwuchs ist für viele Unternehmen ein großes Pro-blem und die Lücke wächst immer weiter. Im vergangenen Jahr sind 50.000 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Und das trotz vieler Schulabgänger, die ihrerseits erfolglos einen Ausbildungsplatz gesucht haben. Doch Ausbildungsbetriebe und Schulabgänger kämen immer häufiger nicht mehr zusammen. Zu dieser Erkenntnis kommt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) nach Auswertung einer bundesweiten Umfrage. Jeder zweite Betrieb ist vor allem unzufrieden mit der Leistungsbereitschaft der Jugendlichen. Aber auch bei Belastbarkeit und Disziplin sieht es zunehmend ähnlich schlecht aus. So entwickeln sich die sogenannten „alten Tugenden“ wie Disziplin, Pflichtbewusstsein, Ordnungssinn, Gewissenhaftigkeit, Treue, Höflichkeit oder moderner die “Soft Skills“ zu einem kritischen Faktor auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und somit zu einem harten Auswahlkriterium. Dass diese Eigenschaften jedoch schon zu Schulzeiten zu wünschen übrig lassen, bestätigt der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus. "Ich halte nichts davon, Jugendliche pauschal zu verurteilen, aber Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz nehmen unter den Schülern bedenklich ab", sagt er. Schulen dürfen nicht nur kognitive Kompetenzen vermitteln und bewerten, sondern müssen dringend auch die sozialen Kompetenzen unserer Kinder schulen! So können Probleme im Schulalltag besser bewältigt werden. Für Soft Skills ist jedoch kein Platz im Lehrplan und die Lehrer sind damit überfordert. Gerade aber an diesem Punkt sollten wir ansetzen und die fehlenden Kompetenzen unserer „Zukunft“ stärken – ein Pferd ist hier einer der besten Lehrer… Entgegen der Frontalbeschallung in den Unterrichtsräumen unserer Schulen haben wir deshalb gemeinsam ein Konzept entwickelt, das soziale Kompetenzen „erleben“ lässt.

 

Das Pferd als Lehrmeister in Sachen „Soziale Kompetenz“.

 

Pferde kommunizieren in erster Linie nonverbal, d.h. sie verständigen sich durch Körpersprache und Blickkontakt. Da Pferde nicht in der Lage sind, sich zu verstellen, geben sie dem Menschen stets ein ehrliches, ungeschminktes Feedback über seine Position in der Hierarchie der Pferd-Mensch-Beziehung. Dabei lassen sich die Tiere weder vom äußeren Erscheinungsbild ablenken noch von dominantem Auftreten täuschen. Pferde sind überaus soziale Lebewesen. Die Organisation „Herde“ sichert das Überleben und funktioniert nur mittels klarer Regeln und einer souveränen Führung durch das Alphatier(Leitstute und Leithengst). Auch wir Menschen werden nur dann akzeptiert, wenn wir diesen Regeln entsprechen. Die Leitstute verkörpert Charakterqualitäten wie Klarheit, Selbstsicherheit, Verantwortungsgefühl, Beständigkeit, Vertrauen und Souveränität. Sie entscheidet über die Wege und Ruheplätze der Herde. Sie führt die Herde an, weiß, wo es Futter- und Wasserstellen gibt. Der Leithengst steht für Charaktereigenschaften wie Kraft, mentale Stärke, Mut und Entschlossenheit. Der Leithengst hält sich hinter der Herde auf, treibt sie zusammen und achtet auf Gefahren von hinten. Für Fluchttiere ist eine Bildung von Gruppen mit einem oder mehreren Leittieren überlebenswichtig. Die Führungsqualitäten der einzelnen Herdenmitglieder werden deshalb ständig überprüft und in einer klaren Hierarchie geordnet. Pferde suchen und fordern Führung. Wenn diese nicht vertrauenswürdig erscheint, verweigern sie die Gefolgschaft und Leistung. Sie suchen sich ein anderes Leittier oder melden selbst Führungsanspruch an. Wir Menschen haben verlernt, bewusst auf die nonverbalen Signale, die wir senden und empfangen, zu achten und messen diesen zu wenig Bedeutung bei. In der Zusammenarbeit mit den Pferden, erhalten wir hier Hinweise, die dazu beitragen können, die eigene soziale Kompetenz zu trainieren. Dazu zählt unter anderem die Sensibilisierung der Selbst- und Fremd-wahrnehmung, Verbesserung der (non)verbalen Kommunikation, Förderung von Führungs- und Erziehungskompetenzen oder die Erweiterung von Selbstwert, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Ruhe, Gelassenheit, Respekt, Autorität, Selbstsicherheit, klare Ausdrucksformen, Verantwortung, Vertrauenswürdigkeit und ein Handeln zum Wohle der Gruppe gehören zu diesen sozialen Kompetenzen. Genau diese Fähigkeiten zeichnen einen verantwortungsvollen Erwachsenen aus, der seinen Weg geht und seine Ziele erreicht. Gerade in der Pubertät wandeln sich unsere Kinder zu jungen Erwachsenen, sie testen Grenzen, versuchen sich selbst und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Die zwischenmenschliche Kommunikation findet nicht nur verbal statt, sondern vor allem körperlich. Menschen tun sich sehr schwer, das auszudrücken, was sie wirklich meinen. Deshalb ist es wichtig, sich bewusst zu machen, wie man auf andere Menschen (oder Tiere) wirkt und zu lernen, die eigene Absicht durch das Verhalten klar und unmissverständlich nach außen sichtbar zu machen. Dabei klaffen Selbst- und Fremdbild oft weit auseinander, ohne es selbst wahrzunehmen. Der Spiegel Pferd kann uns hier hilfreiche Erkenntnisse liefern.

 

Was ist indianische Pferdeausbildung?

 

Das indianische Reiten ist eine Lebenseinstellung, die dazu führen soll, den Respekt gegenüber unserer Erde und der Schöpfung wieder zu entdecken. Der Mensch hat verlernt, mit dem Herzen zu fühlen, denn er denkt nur mit dem Kopf! Die Beziehungsarbeit, also der Aufbau einer von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägten Beziehung völlig ohne Gewalt, spielt beim Indianischen Reiten und der Indianischen Pferdeausbildung die zentrale Rolle. Indianer wussten, dass ein Pferd ein Pferd ist. Sie behandelten es - wie alles in der Natur – mit Liebe und Respekt. Den gleichen Respekt erwarteten sie auch von ihrem Pferd und Respektlosigkeit wurde nicht geduldet. Durch ihre starke Verbundenheit zur Natur hatten die Indianer exzellente Kenntnisse vom Wesen, den Bedürfnissen und natürlichen Verhaltensweisen des Pferdes im Herdenverband.

 

Ziel eines pferdegestützten Schülercoachings:

Auf Basis der Indianischen Pferdeausbildung stärken wir die grundlegenden Prinzipien des menschlichen Miteinanders:

* Achtung, Respekt und Vertrauen

* Eigene Stärken und Schwächen erkennen

* An sich und andere glauben

* Ziele formulieren und erreichen

* Erkennen und Respektieren von eigenen und anderen Standpunkten / Grenzen, Paradigmenwechsel

 * Die Wirkung der eigenen Körpersprache kennenlernen und bewusst einsetzen

 * Team- und Kontaktfähigkeit schulen

 * Selbstvertrauen gewinnen und stärken

 * Konflikttoleranz verbessern

 * Durchsetzungsvermögen und Leistungsfähigkeit fördern

 

Es lässt sich die soziale und emotionale Kompetenz der Pferde mit der menschlichen verbinden. Dies geschieht durch relativ einfache Übungen, für die keinerlei Erfahrung mit dem Pferd vorhanden sein muss. Für die Arbeit mit dem Pferd sind unbedingte Eigenschaften wie Geduld, Teamfähigkeit, Loyalität, Respekt, Würde und Achtung sowie Liebe erforderlich. Wie groß hier das Defizit bei den Jugendlichen ist, erfahren diese schon beim ersten Zusammentreffen mit dem Pferd. Nur durch ehrliches und konsequentes Arbeiten an sich selbst werden sie den Aufgaben am Pferd gerecht.